Das Camp ist weg, die Flüchtlinge bleiben

Das Camp ist weg, die Flüchtlinge bleiben

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Seit ca. 1,5 Jahren lebten die Flüchtlinge, die Zuflucht suchend nach Deutschland kamen, in dem Camp am Oranienplatz in Kreuzberg. Von Beginn an war den Politikern Berlins dieses Lager ein Dorn im Auge und es sollte schnellst möglich wieder entfernt werden. Die richtige Strategie war jedoch von den Parteien umstritten. Frank Henkel von der CDU hätte alles gerne auf die schnellere Weise mit einem Polizeieinsatz geregelt, Integrationssenatorin Dilek Kolat von der SPD setzte auf die Kraft der Diplomatie. Nach zahlreichen Diskussionen und Verhandlungen konnte man sich zumindest mit den meisten Flüchtlingen auf eine annehmbare Lösung einigen.

Daraufhin gingen seit gestern die Abreißarbeiten los, um die Spuren der Flüchtlinge möglichst schnell zu beseitigen. Viele verließen das Camp friedlich, gingen ohne Widerstand und halfen sogar mit, ihre Zelte abzureißen. Auch wenn die Stimmung teilweise gereizt war und es zu Rangeleien kam, musste die Polizei bei der Räumung nicht eingreifen.
Ihren Wohnort verlassen die Flüchtlinge mit dem Wissen, eine feste Unterkunft mit Strom und Wasser zu bekommen. Rund 40 von ihnen werden nun im Flüchtlingslager Mariendorf untergebracht und 102 finden eine Unterkunft, nicht weit entfernt von dem abgerissenen Camp. In der Gürtelstraße in Kreuzberg steht ein ehemaliges Hostel für sie bereit.

Mit diesem Ergebnis der Verhandlungen geben sich aber keineswegs alle Bewohner des Camps zufrieden, denn nicht jeder verlässt es unter gleichen Bedingungen. Flüchtlingen, die über Lampedusa nach Berlin kamen, wurde die sofortige Aufnahme ihrer Visaanträge versprochen und sie bekommen eine feste Unterkunft. Sie räumen das Lager freiwillig in der Hoffnung, so bald wie möglich ein neues Leben in Deutschland beginnen zu können.
Für Flüchtlinge, die im Rahmen einer politischen Bewegung auf den Oranienplatz kamen, sieht es hingegen hoffnungsloser aus. Im Jahre 2012 wanderten einige von ihnen 600km quer durchs Land und strandeten schließlich auf dem Oranienplatz im Herzen Deutschlands, um gegen das unwürdige Asylrecht zu protestieren. Den Oranienplatz machten sie zum wichtigsten Symbol der Auflehnung gegen die Residenzpflicht, das Arbeitsverbot und die Unterbringung der Flüchtlinge in Lagern.
Dieses Symbol wurde nun abgerissen und am Abend blieb von ihm nichts weiter übrig als ein Haufen Sperrmüll. Dennoch werden sich die politischen Kämpfer mutig weiter für ihre Rechte und die aller anderen Flüchtlinge einsetzen. Der Wille derjeniger, die unter diesen Umständen leiden, ist  nicht gebrochen und die Forderungen finden heute mehr Gehör in der Gesellschaft als jemals zuvor.

 

Kyra Hertel

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