Gambias „Vision 2016“

Gambias „Vision 2016“

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Bis zum Jahr 2016 will sich Gambia von internationalen Reisimporten unabhängig machen. Ob das gelingt, bleibt noch abzuwarten.

Zurzeit produziert der westafrikanische Staat Gambia nur etwa 15 bis 20 Prozent seines Bedarfes an Reis im eigenen Land; der Rest wird mit hohem finanziellen Aufwand importiert. Daher will sich der Präsident des Landes, Yahya Jammeh, von den jahrelangen Reisimporten unabhängig machen. Dazu hat er 2013 das Programm „Vision 2016 Rice Self-Sufficiency“ ins Leben gerufen. Dieses hat sich zum Ziel gesetzt, Gambia mit Programmen zur Steigerung des Reisanbaus und der Ernteeffizienz bis zum Jahr 2016 unabhängig von internationalen Reisimporten zu machen und den gesamten Bedarf aus eigenem Anbau zu decken. Unterstützt wird das Vorhaben durch die Weltbank und den International Fund for Agricultural Development (IFAD).

Bereits im April 2014 hat sich der gambische Präsident zusammen mit Expert_innen aus der Landwirtschaft und anderen Bereichen unter dem Titel „Vision 2016 Rice Self-Sufficiency Tour“ auf eine Reise durch das Land begeben, um Möglichkeiten zur Erntesteigerung auszumachen, geeignete Orte für den Reisanbau zu besichtigen und die Menschen von seiner Vision zu überzeugen. Im Juli dieses Jahres deutete Yahya Jammeh vorsichtig an, dass ein kompletter Importstop für Reis von den Ernten 2014 und 2015 abhängig sei. Jetzt ist er erneut unterwegs und äußert sich erfreut über die bisherigen Erfolge. Er will an dem Programm und dem Zeitplan festhalten und hofft, dass die ersten Erträge vom Dezember dieses Jahres im Januar 2015 in Umlauf gebracht werden können.

Bis zu vier Ernten pro Jahr strebt die Regierung an. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen des Landes. In der Central River Region, wo der Präsident kürzlich die Jahally Pacharr Reisfelder besuchte, lassen sich positive Nachrichten vermelden. In anderen Regionen dagegen ist die Ernte durch fehlende Niederschläge eher schlecht ausgefallen. Dies stellt in Frage, ob bei der angestrebten Selbstversorgung mit Reis der Verlass auf den Regen als natürliche Wasserquelle ausreichend ist, oder ob man weiteren Bewässerungsmöglichkeiten in Erwägung ziehen muss. Auch die benötigte Infrastruktur könnte eine Hürde darstellen.

Das Vorhaben von Präsident Jammeh ist ambitioniert. Allerdings ist nicht sicher, ob das Land die hoch gesteckten Ziele erreichen kann. Es bleibt fraglich, ob Gambia in der kurzen Zeitspanne von knapp zwei Jahren den gesamten Bedarf an Reis durch eigene Produktion decken kann. Und sollte ein Importstop für Reis ausgesprochen werden, ohne dass das Land sich selbst ausreichend versorgen kann, könnte es zu Versorgungsengpässen kommen. Es bleibt also abzuwarten, wie die nächsten Reisernten ausfallen und ob der Präsident mit seiner Agenda Ernst macht.

Sophie de Maizière

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