Berliner Mode made in Ghana

Berliner Mode made in Ghana

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Die afro-deutsche Designerin und Geschäftsfrau Sandra Ayeh bringt mit ihrer Kollektion frischen Wind in die deutsche Modeszene.

Foto: Wolfgang König

Entspannt genießt Sandra Ayeh die Sonne in einem Straßencafé. Erst kürzlich ist sie von einem längeren Aufenthalt in Ghana zurückgekehrt und freut sich, dass auch in Berlin die kühle Jahreszeit vorbei ist. Denn mit dem Winter hat sie auch nach 16 Jahren in Deutschland noch Probleme.

Ihre Kindheit verbrachte Sandra Ayeh in Ghanas Metropole Accra und in der Hafenstadt Takoradi. Nachdem ihre Mutter einen Deutschen geheiratet hatte, kam Sandra mit 13 Jahren nach Berlin. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten machte sie schließlich Abitur und studierte Betriebswirtschaft. Die frischgebackene Absolventin beschloss, erst einmal in Ghana Urlaub zu machen. Dort kam ihr die Idee, dass man aus den afrikanischen Stoffen nicht nur Kleider produzieren kann, sondern auch Taschen und viele andere Dinge. Schon früher hatte Sandra Ayeh von ihrer Mutter mitgebrachte Mode in Berlin verkauft. Jetzt griff sie auf ihre Ersparnisse zurück und erwarb damit Kleider und Stoffe, um sie in Deutschland zu vermarkten.

(c) Sandra Ayeh
(c) Sandra Ayeh

Das war Ende 2012; mittlerweile bietet sie verschiedenste Produkte aus beziehungsweise mit afrikanischen Textilien an, vor allem im berühmten Kente-Design, das weltweit mit Ghana assoziiert wird: Taschen, Handy- und Tablet-Hüllen, Schmuck, Schuhe und so weiter. Alle Entwürfe kommen von ihr selbst; die Fertigung erfolgt grundsätzlich in Ghana. „Ich möchte dort ein paar Jobs schaffen,“ erzählt sie, „und ich freue mich jedes Mal, wenn mir jemand sagt, dass er oder sie durch die Arbeit für mich genügend Geld verdient hat, um zum Beispiel das Schulgeld für die Kinder zu bezahlen oder eine Nähmaschine zu kaufen. Ich könnte auch in Osteuropa fertigen lassen, das wäre vielleicht günstiger. Aber ich komme nun mal aus Ghana und möchte etwas für die Menschen dort tun. Außerdem wäre es auch nicht gerade authentisch, afrikanische Mode in Moldawien herzustellen.“

Momentan arbeitet Sandra Ayeh mit etwa zehn Partnern in Ghana, vor allem in Accra aber auch in der Ashanti-Metropole Kumasi. Im Schnitt fliegt sie alle sechs Monate nach Ghana. Zurück kommt sie mit viel Übergepäck; anderes wird per Post geschickt und ist dann zwei Wochen später in Berlin.

(c) Sandra AyehDie Vermarktung erfolgte anfangs ausschließlich über Mundpropaganda. Dann ging Sandra Ayeh zu diversen Events mit Kleidern und Taschen aus der eigenen Kollektion, wurde oft angesprochen und akquirierte auf diese Weise neue Käufer. Eine Facebook-Seite war der nächste Schritt, inzwischen hat Sandra Ayeh ihre eigene Seite im Web. Die Kundschaft besteht weniger aus afrikanischen Migranten, sondern mehr aus Deutschen und Afro-Deutschen, vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. Inzwischen werden auch Maßanfertigungen nachgefragt. Dann werden die Einzelheiten per E-Mail nach Ghana geschickt und nach etwa einem Monat kommt das Paket in Berlin an. Eventuell nötige kleine Änderungen nimmt Sandra Ayeh selbst vor.

Wenn sie in Ghana ist, versucht sie, auch die Produktion komplett im Auge zu haben. „Das fängt damit an, dass ich selber auf den Markt gehe und die Stoffe aussuche. In der Regel ist es Baumwolle, manchmal auch Leinen. Hanf, sogar in der THC-armen Variante, ist in Ghana leider noch als Droge verboten. Probleme habe ich manchmal, wenn ein Partner seine eigenen Design-Ideen umsetzen will und sich darum nicht an meine Entwürfe hält. Bei Taschen ist das kein Drama, die nehme ich dann einfach nicht, und der Hersteller kann sie auf eigene Rechnung verkaufen. Schwieriger wird es zum Beispiel bei Kleidern, wo gelegentlich auch europäische und afrikanische Moralvorstellungen kollidieren. Wenn ich ein Kleid abholen will, ist es manchmal länger als in meinem Entwurf. Und dann heißt es: ‚So kurz, wie Du es haben willst, geht es nicht. Das kann man doch so nicht tragen, da sieht man ja alles!‘ Dann muss ich hartnäckig bleiben und mich durchsetzen. Gerade in solchen Fällen ist es eben wichtig, dass ich selber vor Ort bin. Denn einen ghanaischen Partner, der die europäische Mentalität kennt und mich gut vertreten könnte, habe ich noch nicht gefunden. Auf der anderen Seite: Wenn ich zu lange in Ghana bin, liegt das Geschäft in Deutschland auf Eis.“

Auch wenn Sandra Ayeh mit afrikanischen Materialien und Mustern arbeitet, die Schnitte sind nicht unbedingt traditionell, denn sie möchte nicht in die sogenannte afrikanische Schublade gesteckt werden, und die anvisierte Zielgruppe in Europa ist eben sehr heterogen. „Ich habe Party-Outfit ebenso im Angebot wie Cocktail-Kleider. Und man kann meine Entwürfe nicht nur im Sommer tragen, sondern sie auch mit Wintersachen kombinieren.“

Mittlerweile kamen auch schon Anfragen, ob Sandra Ayeh Stoffe aus anderen Ländern Afrikas verarbeiten könnte, aus Senegal, Nigeria oder Namibia. Dazu fehlen ihr bist jetzt noch die nötigen Kontakte, aber interessieren würde es sie natürlich. Und noch steckt ihre Firma ja in den Kinderschuhen.

Wolfgang König

Mehr Infos unter: www.facebook.com/ayekollections, www.aye-kollections.de

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