Schwimmende Chance auf dem Viktoriasee
Seit Anfang Oktober erhalten die Bewohnern der Inseln im drittgrößten See der Welt Zugang zu medizinischer Versorgung durch das Krankenhausschiff Jubilee Hope.
Tansania, Uganda, Kenia:
Rund 400.000 Menschen leben auf den Inseln im ostafrikanischen Viktoriasee und haben keinen oder nur unzureichenden Zugang zu grundlegender medizinischer Versorgung. Ein Boot zu mieten, wäre die einzige Möglichkeit für Kranke oder Verletzte, ein Krankenhaus zu erreichen. Für die Mehrheit der Bewohner ist die Miete allerdings unerschwinglich.
Um das Problem zu lösen, hat die britische Hilfsorganisation Vine Trust ein altes Marineschiff zum mobilen Krankenhaus umfunktioniert. Die freiwilligen Helfer an Bord kommen aus verschiedensten Bereichen wie der Schifffahrt, der Medizin oder der Öl- und Gasbranche. Um das 160 Tonnen schwere Schiff sicher zu seinem Einsatzort zu bringen, haben sie eine lange und beschwerliche Reise hinter sich gebracht. Am 22. Januar 2014 lief das Schiff in Glasgow aus und erreichte sechs Monate und fast 14.000 Kilometer später den Hafen von Mombasa (Kenia). Von dort musste das Schiff teilweise in Einzelteile zerlegt werden, um noch weitere 800 Kilometer auf dem Landweg zurückzulegen. Anfang Oktober erreichte die Jubilee Hope, so der neue Name dieses schwimmenden Krankenhauses, ihren Einsatzort – den an Tansania, Kenia und Uganda grenzenden Viktoriasee – und wurde feierlich von Schirmherrin Englands Prinzessin Anne (Tochter von Königin Elizabeth II.) eingeweiht. Das Krankenhausschiff verfügt über einen Operationssaal, zwei Behandlungsräume, Räume für Dental- und Augenchirurgie und ein eigenes Labor. Schätzungen zufolge können in Zukunft bis zu 100.000 Patienten jährlich an Bord behandelt werden.
Die „Jubilee Hope“ ist nicht das erste Projekt dieser Art. Bereits 1999 wurde die ehemalige Eisenbahnfähre Droning Ingrid durch Spenden der Balcraig Foundation aufgekauft und zu einem mobilen Krankenhaus umgebaut. Seit 2007 ist sie nun unter dem Namen Africa Mercy an allen Küsten Afrikas unterwegs. Mit sechs Operationssälen, 78 Krankenbetten und bis zu 700 ehrenamtlichen Mitarbeitern an Bord, die Anreise sowie Kost und Logis selbst finanzieren, ist die Africa Mercy das bisher größte private Klinikschiff. Die Liste ihrer Erfolge ist enorm. Die Ärzte korrigieren Missbildungen, entfernen Tumore, lindern Schmerzen und bieten umfangreiche medizinische Versorgungen. Täglich können beispielsweise bis zu zwölf Patienten mit grauem Star behandelt werden.
Die Initiatoren wollen mit der Jubilee Hope an diese Erfolgsgeschichten anknüpfen und die Prognosen dafür sind gut. Knapp eine Millionen Menschen soll in den kommenden zehn Jahren an Bord der Jubilee Hope behandelt werden können.