Immergrüner Brennstoff für Afrika
80 Prozent der Bevölkerung in den ländlichen Regionen südlich der Sahara heizt und kocht mit Holzkohle. Diese Tatsache birgt zweierlei Probleme: Zum einen ist das Verbrennen von Holzkohle in abgeschlossenen Räumen aufgrund der großen Menge an freigesetztem Rauch schädlich für die Gesundheit, zum anderen hat der enorme Holzverbrauch verheerende Auswirkungen auf die Umwelt, da die abgeholzten und schlecht wieder aufgeforsteten Wälder zum Klimawandel beitragen und die Ursache für Erosion und ausgelaugte Böden sind. Sollte Holz weiterhin Kohlelieferant Nr. 1 bleiben, würden allein durch die Verwendung von Brennholz in afrikanischen Haushalten bis 2050 6,7 Milliarden Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen.
Ein neuer Kandidat als grüner Brennstoff: der immergrüne Bambus.
Dieses Riesengras wächst nicht nur unvergleichlich schneller als Holz, es ist auch weitaus effizienter. Holz braucht zwei bis sechs Jahrzehnte, Bambus ist bereits drei Jahre nach der Ernte wieder nachgewachsen. Außerdem ist fast alles nutzbar für den Kohlegewinn, der Stamm, die Zweige und sogar die Wurzel, und nur wenig Abfall entsteht. Für die Gewinnung einer Tonne Holzkohle hingegen benötigt man sieben bis zehn Tonnen des Rohstoffs. Ferner ist Bambus-Holzkohle hochverdichtet, hat eine zweieinhalbfach längere Brenndauer als herkömmliche Brennkohle und glüht heißer. Und nicht zuletzt wird beim Verbrennen von Bambus-Holzkohle viel weniger Rauch produziert.
Diese Alternative stellten Forscher des INBAR in Durban am vergangenen Freitag vor. INBAR ist seit 1997 eine internationale Kooperation zwischen über 50 Ländern mit Hauptsitz in China und diversen regionalen Büros in Ghana, Äthiopien, Indien und Ecuador. Ziel der Initiative ist die Etablierung des Bambus als alternative Energiequelle, um Abholzung zu bekämpfen, Klimawandel abzuschwächen und Nachhaltigkeit zu fördern. In Durban berichtete Coosje Hoogendoorn, die Generaldirektorin des INBAR, von ersten Erfolgen mit der Bambus-Biomasse in Äthiopien und Ghana. Dort wurden bereits Investitionen getätigt, die grüne Technologie von China zu überführen, um den Biokraftstoff aus dem vorhandenen Bambus zu gewinnen, denn Sub-Sahara-Afrika verfügt über ca. 2,75 Millionen Hektar Bambuswald.
Weltweit wird Bambus sehr vielfältig genutzt, er ist vor allem wichtiger Lieferant von Baustoffen. Hauptvorkommen ist in China und Indien. Bambus wird bereits energetisch verwendet als Bambuspellets oder Bambus-Holzkohle in Privathaushalten und auch Teilen der Industrie. Allerdings ist das Verbrennen nicht seine höchste Wertschöpfung, denn seine stoffliche Nutzung ist ertragreicher. Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, dass die Produktion und der Transport zu hohen Emissionen führen, wenngleich die Biomasse CO2-neutral verbrennt. Dennoch könnte dieser widerstandsfähige und ertragreiche Rohstoff Rettung für die afrikanischen Wälder bedeuten.
L.F., 05.12.11