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Danke, dass Sie sich Zeit nehmen. Wie haben Sie das Spiel zwischen Deutschland und der Elfenbeinküste erlebt?

Es war ein Fest, ein Fest der Deutschen und der Ivorer. Es war eine Gelegenheit der brüderlichen Umarmung zwischen den Ländern. Das Spiel wurde im Namen der Brüderlichkeit und des Fair Play gespielt. Das Team der Elfenbeinküste zeigte seine fußballerische Kompetenz und das Ergebnis hat gezeigt, es fehlte nur ein wenig mehr Konzentration und das Team der Elfenbeinküste hätte den Weltranglistendritten (Information von FIFA) schlagen können. So befinden wir uns, mathematisch gesehen, auf dem 3. Platz, weil wir ein Unentschieden gegen Deutschland erzielt haben. In der zweiten Hälfte hat das Team der Elfenbeinküste fast alles kontrolliert, wenn man die beiden Tore bedenkt. Ich finde, es war insgesamt eine sehr gute Sache und ich wäre sehr froh, ein solches Spiel noch einmal zu erleben.

 

Wir wissen, dass das deutsche Team durch den Verlust ihres Kollegen Robert Enke geschwächt war. Das Team der Elfenbeinküste hat mit dem Gedenk-Trikot ein deutliches Zeichen gesetzt. Was bedeutet das für Sie? 

Es bedeutet uns sehr viel. Zu Beginn dieses Interviews habe ich einen Geist der Brüderlichkeit zwischen dem deutschen und dem ivorischen Team erwähnt. Wenn wir Brüder und Freunde sind,  heißt das, dass wir all solche Sorgen teilen müssen. Viele unserer Spieler hatten bei sportlichen Ereignissen bereits die Gelegenheit, mit Robert Enke Freundschaft zu schließen. Und so war es ihr Wunsch, dieses Trikot zu tragen. Wir fühlen mit Deutschland und trauern gemeinsam mit dem deutschen Volk. Dies ist unser Weg, den Verlust des Talents Robert Enke zu beklagen.

 

Das ivorische Team hat sich sehr schnell und mit Bravour für die Endphase der WM in Südafrika qualifiziert. Gewinnt die Nationalmannschaft dadurch an Einfluss auf das soziale und politische Leben Ihres Landes?

Die Krise unseres Landes resultiert aus dem Jahr 2002. Wir müssen uns aber auch daran erinnern, dass das ivorische Team seit der Unabhängigkeit im Jahre 1960 bis zum Jahr 2002 an den großen internationalen Sportveranstaltungen regelmäßig teilnahm und die Nationalmannschaft der Elfenbeinküste wurde 1992 Afrika-Meister. Die Basketball-Nationalmannschaft wurde auch zwei oder drei Mal Meister. Bezüglich der aktuellen Situation im Land: Wenn der Sport seinen Beitrag dazu leisten kann, der Elfenbeinküste aus der Krise zu helfen, wird das gerne angenommen. Es ist wichtig, dass wir alle dasselbe Ziel haben: Frieden! Eigentlich kann man in der Elfenbeinküste heute nicht mehr von Krise reden. Wir  haben die Krise schon hinter uns. Es geht nur noch darum, die Abkommen von Ouagadougou zu bestätigen. Wir bereiten uns momentan auf die Präsidentenwahlen vor, um diesen Prozess für eine bessere Zukunft zu vollenden. Wir können sagen, dass wir bereits aus der Krise sind.

 

Sie sagen, die Elfenbeinküste sei aus der Krise. Einer der wichtigsten Beweise dafür wären die Wahlen. Warum wurden diese erneut auf einen späteren Zeitpunkt verschoben?

Wir haben eine große Krise erlebt, die Spuren hinterlassen hat und müssen sie ernsthaft angehen. Wir müssen uns auf die Wahlen angemessen vorbereiten und in der Lage sein, Probleme lösen zu können. Ein Krieg geht schnell vorüber, aber die Folgen bleiben. Wir wollen uns lieber die nötige Zeit nehmen, um die Probleme richtig zu lösen, anstatt überstürzt zu handeln. 

Außerdem haben wir Probleme mit den Wählerlisten. Den Ivorern war es erlaubt, sich auch ohne einen Ausweis im Wählerverzeichnis zu registrieren. Durch den Krieg sind die Listen durcheinander gekommen und es dauert sehr lange, um korrekte Listen zu erstellen. Wir hatten in unserem Land eine verantwortliche Organisation und hatten seit der Unabhängigkeit alle 5 Jahre Wahlen. Aber wir haben die Verantwortung an eine europäische Organisation abgegeben. Es wurde festgestellt, dass es noch 1.9 Millionen Einwohner ohne Ausweis gibt. Politiker fordern Wahlen, während wir immer noch auf die Zustimmung dieser Europäischen Organisation warten, die den Fortschritt der Wahlen überwacht.

 

Exzellenz, Politiker fordern Wahlen. Einige Kritiker sagen, die ständige Wahlverschiebung sei eine Taktik der Mitglieder der Regierung und des aktuellen Präsidenten, um im Amt zu bleiben. Bei neuen Wahlen fürchten sie, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. 

 Es ist normal, dass sie reden. In der Elfenbeinküste herrscht Meinungsfreiheit. Ich bin mir sicher, dass die Regierung es eilig hat, die Wahlen abzuhalten, um mehr Legitimität zu bekommen. Ich muss betonen, dass die Wahlen nicht von der Regierung verschoben wurden. Die Regierungsmitglieder waren für die Wahlen im November bereit. Einige von ihnen waren schon mitten in ihrer Kampagne. Aber es ist die Wahlkommission, die die Wahlen verschoben hat, da sie noch nicht bereit ist. Deswegen wird nun von der Politik kein Datum festgelegt. Die Politik wartet auf die Arbeit der Wahlkommission und erst dann wird ein Datum festgelegt. Wir sind jetzt vorsichtiger geworden. Es ist wichtig, eine transparente, zuverlässige, glaubhafte Wahl abzuhalten, die von allen akzeptiert wird. Sobald die Techniker ihre Arbeit fertig haben, werden Präsident Laurent Gbagbo, der Premierminister Guillaume Soro und der Vermittler – Burkina Fasos Präsident – Blaise Kompaoré zusammentreffen, um ein Datum festzulegen.

 

Es heißt, dass sich die Kosten dieser Wahl auf über 200 Milliarden CFA-Franc oder ca. 300 Millionen Euro belaufen. Das bedeutet, dass dies eine der teuersten Wahlen in Afrika ist, wenn nicht die teuerste weltweit.

Frieden ist unbezahlbar. Wir alle in der Elfenbeinküste möchten Frieden. Frieden ist für uns wie eine zweite Religion. So gesehen würde ich also nicht sagen, dass das zu viel Geld für diesen Frieden ist. Diese Summe kommt aber nicht nur durch die Wahlen zustande.

 

Wer wird diese Kosten finanzieren?

Die Wahl selbst wird nicht mehr als 6 Milliarden CFA-Franc kosten. Es sind alle Faktoren bezüglich des Ausgangs aus der Krise, die die Kosten von 200 Milliarden CFA-Franc verursachen. Man muss auch sehen, dass es das erste Mal  weltweit ist, dass Geburtsurkunden und Ausweise kostenfrei erstellt und verteilt werden müssen. Denn wir wollen Transparenz bei den Wahlen, also bieten wir den Menschen kostenlose Papiere, so dass niemand aus Mangel an Mitteln benachteiligt wird. Wie Sie wissen war einer der Auslöser der Krise die Tatsache, dass ein Teil der Bevölkerung keine Personalausweise hatte. Normalerweise ist die Herstellung von Ausweisen in allen Ländern der Welt kostenpflichtig.

 

In mehreren afrikanischen Ländern sind Wahlen Auslöser von Konflikten. Welche Sicherheit kann die Elfenbeinküste der internationalen Gemeinschaft geben, dass hinterher auch alle die Ergebnisse der Wahl akzeptieren?

Das ist, wovon ich von Anfang an gesprochen habe. Wir nehmen uns Zeit, damit am Ende alle zufrieden sind. Obwohl wir seit unserer Unabhängigkeit alle 5 Jahre Wahlen abgehalten haben und eigene Strukturen besitzen, um diese zu organisieren, haben wir die  Organisation der Wahlen einer unabhängigen europäischen Kommission anvertraut; und alle Parteien gehören dieser Kommission an. Außerdem wurden alle Etappen bezüglich des Ausgangs aus der Krise von der internationalen Gemeinschaft sorgfältig überwacht und überprüft. Somit haben wir sogar einen Teil unserer Souveränität abgegeben, damit alle Teilnehmer des politischen und sozialen Geschehens in der Elfenbeinküste zufrieden gestellt werden. Wir wollen, dass am Ende der Wahlen der Verlierer dem Gewinner gratulieren und sogar mit ihm beim Aufbau unseres Lands zusammenarbeiten kann.

 

Sie haben die Rolle der Vereinten Nationen dargelegt. Welche Rolle hat Frankreich beim Ausweg aus der Krise gespielt?

Frankreich ist Teil der internationalen Gemeinschaft. Die Mehrheit der Entscheidungen bezüglich der Elfenbeinküste im Sicherheitsrat wurde von Frankreich vorgeschlagen. Frankreich beteiligt sich auf allen Stufen als Mitglied der internationalen Gemeinschaft an der Lösung der Krise. 

 

Während der Krise wurden internationale Investoren zurückhaltender gegenüber der Elfenbeinküste. Wie wäre es mit deutschen Investoren?

Der Generaldirektor des Zentrums für die Förderung der Investoren hat uns vergangenes Jahr bestätigt, dass wir gerade in den letzten Jahren die höchste Rate von Investitionen in der Elfenbeinküste hatten, da Unternehmer wissen, wo sie gute Geschäfte abschließen können. Es ist jetzt Zeit, eine solide Basis vorzubereiten und sich den besten Platz in der Wirtschaft zu ergattern und Projekte vorzuschlagen. Nach der Krise wird es angesichts des Potenzials unseres Landes einen Ansturm geben. 

Wir haben einen der vorteilhaftesten Investitionskodizes der Welt, genannt „Lizenz-Priorität-Plan“, und werden sogar von Mazedonien kopiert. Nach diesem Plan gibt es nur noch eine einzige Anlaufstelle, wo die Unternehmer alle Unterlagen bezüglich ihrer Projekte bearbeiten müssen. Das spart Zeit und Geld, was auch der Korruptionsbekämpfung dient. Außerdem können sie während der ersten Schritte ihres Vorhabens steuer- und zollfrei arbeiten. In den ersten 8 bis 10 Jahren kann jeder ausländische Unternehmer problemlos das komplette erwirtschaftete Kapital in sein jeweiliges Land nehmen. 

Während des letzten Besuches des Premierministers und des Finanzministers haben sich bereits viele deutsche Investoren bereit erklärt, in die Elfenbeinküste zu kommen. Ich muss nicht betonen, dass wir trotz der Krise immer noch der erste Kakao- und Kaffee-Produzent der Welt bleiben. Wir sind die Wirtschaftslokomotive der Region. Unser Boden ist reich an Gold, Gas und Öl. Wir haben Nickel, Mangan usw. und haben noch sehr viel Potenzial an Rohstoffen. Wir haben vor Kurzem ein weiteres Goldvorkommen im Norden gefunden.

 

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