Nigeria kommt nicht zur Ruhe!
Seit Monaten schon überschlagen sich die Nachrichten der erschütternden Verbrechen der islamischen Sekte Boko Haram. Marktplätze explodieren, Trauergemeinden werden angegriffen, Schulkinder entführt. Selbst die vor nun genau einem Jahr ins Leben gerufene nigerianische Militär-Offensive konnte dem Terror bisher keinen Einhalt gebieten. Nun erweitert ein weiterer kaltblütiger Anschlag die Verbrechensliste der Boko Haram.
Auf einem Marktplatz in Jos, nordöstlich von Abuja, kam am Dienstagnachmittag kurz hintereinander zu Explosionen. Die Sprengsätze waren in einem Lastwagen und einem Kleinbus verstaut. Mindestens 118 Menschen wurden bei dem Attentat getötet, teilte der Sprecher der Katastrophenbehörde Nigerias mit, unter den Trümmern würden aber noch weitere Leichen vermutet, fuhr er fort. Besonders tragisch: zum Zeitpunkt der zweiten Detonation waren bereits dutzende Rettungskräfte am Ort der ersten Explosion. Durch den zweiten Angriff verloren viele der Sanitäter und Ersthelfer ebenfalls ihr Leben.
Erst am Samstag hatte sich Nigeria mit seinen Nachbarstaaten sowie mit Vertretern der EU und der USA zum Krisengipfel in Paris getroffen und Strafmaßnahmen festgelegt. Neben Kontosperrungen und Reiseverboten wurde ein Waffenembargo diskutiert. Gemeinsam mit den Staaten Niger, Tschad und Benin hat Nigeria einen Aktionsplan ins Leben gerufen, um Boko Haram zu bekämpfen. Die anhaltende Terrorgefahr treibt viele Menschen, insbesondere Christen, in die Flucht.
Zusätzlich bat Nigeria den Sicherheitsrat der UN, Boko Haram endlich als Terrororganisation einzustufen und auf die Sanktionsliste zu setzen. Wenn keiner der Mitglieder dagegen stimmt, tritt die Maßnahme noch diesen Donnerstag in Kraft.
Nachtrag (23. Mai 2014):
Der Sicherheitsrat der UN hat die islamistische Extremistengruppe Boko Haram offiziell als Terrororganisation eingestuft. Damit folgen insbesondere Sanktionen wie Waffenembargos und die Möglichkeit Konten von Mitgliedern einzufrieren. Neben der Verantwortlichkeit für dutzende grausame Anschläge in Nigeria sieht es der Sicherheitsrat als erwiesen an, dass Boko Haram Verbindungen zur Al-Qaida unterhält. Keines der 14 Sicherheitsratsmitglieder hatte dem Gesuch widersprochen.