Alice Nkom erhält Menschenrechtspreis der Amnesty International für ihren Einsatz für Homosexuelle...

Alice Nkom erhält Menschenrechtspreis der Amnesty International für ihren Einsatz für Homosexuelle in Kamerun

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Der Juristin Alice Nkom wird am 18. März in Berlin der 7. Menschenrechtspreis der Amnesty International (AI) verliehen. Die deutsche Sektion der AI begründet ihre Entscheidung damit, dass „[i]n einem Klima der täglichen Bedrohung (…) die Menschenrechtsverteidigerin Alice Nkom und ihre Mitarbeiter unter Lebensgefahr für die Rechte von Lesben, Schwulen und Transgender in Kamerun [kämpfen]”.

Was es heißt, gegen Widerstände zu kämpfen und die eigenen Ziele zu verfolgen, kennt die Mutter von zwei Kindern aus eigener Erfahrung. 1969 war Alice Nkom die erste in Kamerun zugelassene Rechtsanwältin und macht sich seitdem für Menschen aus allen Gesellschaftsschichten in ihrem Land stark, so auch für Homosexuelle.

Die 68- jährige Juristin war 2003 Mitgründerin der Association de défense des droits des homosexuel(le)s au Cameroun (ADEFHO, Vereinigung zur Verteidigung der Rechte von Homosexuellen in Kamerun), einer NGO, die neben sexueller Aufklärung, psychologischer und juristischer Beratung auch medizinische Hilfe und Selbstverteidigungstrainings anbietet. Der Grundsatz der ADEFHO ist dabei immer die Gleichbehandlung der Homosexuellen vor dem Gesetz.

Alice Nkom und ihre Organisation bestehen vor allem darauf, dass die Grundrechte, die in der kamerunischen Verfassung verbrieft sind, auch für gleichgeschlechtliche Paare gelten. Homosexualität unter Strafe zu stellen, widerspreche außerdem den internationalen Vereinbarungen. Diese Strafverfolgung „widerspricht der Verfassung und den internationalen Verträgen und Konventionen, die Kamerun unterzeichnet hat“, äußerte die engagierte Aktivistin gegenüber der Nachrichtenagentur Deutsche Welle.

Die Kameruner Regierung unter Paul Biya, der seit 1975 an der Macht ist, hat die Strafverfolgung gegen Homosexuelle seit 2011 stattdessen noch verschärft und schreitet bezeichnenderweise nicht ein, wenn Übergriffe auf Schwule oder Lesben in Kamerun stattfinden. „Selbst wenn du dich bei den Behörden beschwerst, passiert nichts – und das nur, weil du schwul bist oder Schwule verteidigst“, beobachtet Alice Nkom die Situation schon seit Jahren. Auch in über 30 weiteren Ländern südlich der Sahara steht Homosexualität unter Strafe. Das Strafmaß reicht von einer Geldbuße von 350 US-$ bis zur Haftstrafe von fünf Jahren.

Issa Tchiroma, Innenminister Kameruns, beschwichtigt, die Verfassung Kameruns achte alle Menschen, gleich welcher sexuellen Ausrichtung. Im gleichen Atemzug macht er aber auch deutlich, dass Homosexualität in Kamerun nicht in die Öffentlichkeit gehöre: „Aber wir müssen verhindern, dass so was in der Öffentlichkeit passiert. Das Gesetz verbietet so etwas.“

In Kamerun herrschen laut Nkom noch starke Tabus, die die gesellschaftliche Diskussion behinderten. „Es ist sehr schwer für Kameruner, über Sexualität zu sprechen“, machte sie gegenüber der Deutschen Welle deutlich. Die Religion müsse laut Alice Nkom keineswegs der Grund sein, Homosexualität zu ächten. „Selbst der Vatikan stellt Homosexualität nicht unter Strafe!“, bringt sie es treffend auf den Punkt.

Alice Nkoms Einsatz für die Rechte von Homosexuellen ist allerdings sehr gefährlich. Schon im letzten Sommer fiel ihr Mitstreiter Eric Lembembe einem feigen Mordanschlag zum Opfer. Man fand ihn am 15. Juli mit zertrümmertem Genick und verbranntem Gesicht tot in seiner Wohnung. Auch Alice Nkom hat schon mehrere Morddrohungen erhalten, lässt sich aber von ihrem Weg nicht abbringen.

Im Frühjahr nächsten Jahres wird Alice Nkom für ihre Arbeit bei der ADEFHO mit dem Menschenrechtspreis der deutschen Sektion der Amnesty International geehrt, um ein Zeichen gegen Intoleranz zu setzen. Es ist kein leichtes Thema, aber doch ein Wichtiges.

René Czeszinski

 

 

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