Ein Film zieht Bilanz, ein Publikum diskutiert

Ein Film zieht Bilanz, ein Publikum diskutiert

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Das Afrika Medien Zentrum zeigte am vergangen Samstag den Film „Süßes Gift“ und regte zum Nachdenken und Diskutieren über das immer wieder kontroverse Thema „Entwicklungshilfe“ an.

Foto: Afrika Medien Zentrum

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Afrika erzählt, Berlin hört zu des Afrika Medien Zentrums fand am Samstagabend, 30. August, die dritte von insgesamt acht Veranstaltungen statt – dieses Mal im SprengelHaus in Berlin-Wedding. Gezeigt wurde der Film „Süßes Gift – Hilfe als Geschäft“ (2011) von Peter Heller. Drei Fallstudien aus Mali, Burkina Faso und Kenia dienen dem Dokumentarfilmer zur Annäherung an die Thematik. Er fängt kritische Perspektiven ein, lässt beispielweise den Entwicklungshilfekritiker und Ökonom James Shikwati oder den senegalesischen Wirtschaftsjournalisten Sliou Gueye zu Wort kommen. Gleichzeitig berichten die von Entwicklungshilfeprojekten direkt betroffen Bevölkerungsgruppen von Problematiken, Schwierigkeiten und der resultierenden Abhängigkeit. Auch europäische Entwicklungshelfer_innen, deren Anschauungen und Arbeit werden beleuchtet. So stellt sich der Filmemacher Fragen wie „Was ist das Resultat aus 50 Jahren Entwicklungshilfe, in denen rund 1.000 Milliarden US-Dollar flossen? Macht Hilfe abhängig? Und wer schlägt wirklich Profit aus den Milliarden, die in vermeintliche Hilfsprojekte investiert werden?“

Nach kurzer, aber filmbedingt notwendiger Verschnaufpause mit Snacks und Getränken kommt es zu einer lebhaften Diskussion mit dem Publikum im SprengelHaus. Die Botschaft des Films kommt an: Hilfe schafft Abhängigkeit, ist profitorientiert und führt zumeist nicht die erwartete Entwicklung herbei. Es gelingt Heller aufzuzeigen, dass wir es mit einem komplexen Problem zu tun haben. Häufig werden mehr Probleme als Lösungen geschaffen, Regierungen sind korrupt und es sind die Menschen vor Ort, die den Unternehmerüberschwung der europäischen Investoren nach dem Motto „why should you give a man a bicycle if you can give him a Mercedes Benz“ ertragen und ausbaden müssen.

Kritisiert wird der der Film vom Publikum besonders für die Darstellung der Afrikaner. Statische Aufnahmen von alten, vor Lehmhütten sitzenden Menschen oder Nahaufnahmen von in die Leere blickenden Gesichtern, ziehen sich durch den Film. Das Publikum fragt: Wo ist die afrikanische Mittelschicht, wo sind die Städter und die jungen Menschen? Auch sie sind für den Sachverhalt wichtige Akteure, deren Perspektive beleuchtet werden sollte. Überhaupt sei die Perspektive des Films zum Thema Entwicklungshilfe einseitig, es mangele an der Darstellung wirklich unterschiedlicher Perspektiven und Projekte, so die Meinung des Publikums. „Entwicklung“ und „Hilfe“, „westliche“ Begriffe, die den Diskurs rund um das Thema prägen, werden nicht hinterfragt. Es wird nicht ausreichend differenziert: Entwicklungshilfe, Nothilfe, Entwicklungszusammenarbeit; worum geht es eigentlich? Was der Dokumentarfilm zurücklässt ist Ratlosigkeit, der Eindruck, dass alle getroffenen Maßnahmen falsch seien, der afrikanische Kontinent so schwer zu retten sei und das „Volk“ nicht bereit und fähig sei, selbst Lösungen und Innovationen hervorzubringen. Auch deshalb dauert die Diskussion an. Humor gerät dabei nicht ganz in Vergessenheit. Und interessenterweise ertappt sich auch das Publikum schließlich dabei, – mitten in Berlin – „Lösungen für Afrika“ zu entwickeln.

So ging ein interessanter und lebendiger Abend zu Ende – Ein Abend mit kontroversen Ansichten zu einem aufreibendem Thema. Das Publikum einigt sich vor allem auf eines: Es muss mehr Austausch zwischen Afrika und Europa geschaffen werden!

Das Afrika Medien Zentrum freut sich auf weitere spannende Abende, auf mehr Austausch über Literatur, Politik und Gesellschaft!

Die nächste Veranstaltung findet am 12. September im Leseraum des AMZ statt, mit einer szenischen Lesung von Urbain N´Dakon.

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