Heiß diskutierter Film aus Nigeria bricht alle Rekorde

Heiß diskutierter Film aus Nigeria bricht alle Rekorde

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Basierend auf dem gleichnamigen Roman (deutscher Titel: „Die Hälfte der Sonne“) von Chimanda Ngozi Adichie ist der Spielfilm vergangenes Wochenende in die nigerianischen Kinos gekommen. Schon innerhalb der ersten drei Tage hat „Half of a Yellow Sun“ Rekordbesucherzahlen erreicht. Zuvor war der Film aufgrund von Sicherheitsbedenken zurückgehalten worden.

Das beste Buch der letzten 10 Jahre: Chimamanda Ngozi Adichies "Die Hälfte der Sonne" im Afrika Medien Zentrum Berlin (c) Afrika Medien Zentrum

Im April 2014 feierte das Drama „Half of a Yellow Sun“ des Regisseurs Biyi Bandele Premiere in Lagos und London. Er schildert die Geschichte zweier Schwestern während des nigerianischen Bürgerkriegs 1967-70. Mitte der Sechziger Jahre kehren Olanna (Thandie Newton) und Kainene, (Anika Noni Rose), die aus einer sehr wohlhabenden Familie stammen, nach der Ausbildung in England in ihre Heimat Nigeria zurück. Dort angekommen, schlagen sie zunächst zwei sehr unterschiedliche Wege ein. Während Olanna zu ihrem Geliebten, dem revolutionären Professor Odenigbo (Chiwetel Ejiofor), zieht, entscheidet sich Kainene für ein Leben als Geschäftsfrau, um die familiären Interessen zu vertreten. Dabei verliebt sie sich in den englischen Schriftsteller Richard (Joseph Mawle). Trotz der persönlichen Differenzen zwischen den beiden Frauen einen sie die politischen Ereignisse. So fassen sie gemeinsam den Entschluss, sich dem Kampf um eine unabhängige Republik Biafra anzuschließen. 1967 riefen die Separatisten die unabhängige Republik Biafra aus, die nach dreijährigem Kampf gegen die Nigerianische Regierung jedoch wieder als Teilgebiet Nigerias eingegliedert wurde.

Die Zensurbehörde für Film und Video hatte die Veröffentlichung des Films bislang zurückgehalten,  da sie Sicherheitsbedenken äußerte. Die Vorsitzende der Behörde, Patricia Bala, fragte in einem Artikel der PremiumTimes „Ist es wirklich richtig, so einen Film zu einem Zeitpunkt zu veröffentlichen, wo das Land mit Herausforderungen der nationalen Sicherheit konfrontiert ist?“. Damit spielte sie vor allem auf den anhaltenden Krieg gegen Boko Haram an, der derzeit die nationalen und internationalen Medien beherrscht.  Aber auch das Thema Biafra ist in Nigeria immer wieder aktuell. So hatte es Ende Mai 2014 erneut Kämpfe in Enugu im Südosten des Landes gegeben. Mitglieder der Biafra Zionists Federation (BZF) unter ihrem Führer Benjamin Onwuka griffen eine staatliche Radiostation an und töteten dabei mindestens zwei Polizisten. Die wohl größte und mittlerweile moderatere Separatistenorganisation Movement for the Actualization of the Sovereign State of Biafra (MASSOB) fordern nach wie vor die Schaffung eines unabhängigen Staates Biafra.

Im Film wie auch im Roman sorgte besonders eine Szene für Kontroversen, die ein Massaker gegen die Separatisten an einem Flughafen im Norden der Biafra-Region schildert. Die Zensurbehörde prüfte im Juni dieses Jahres nach Artikel 36 (1) (b) des „Ermächtigungsgesetzes“ ACT 1993, CAP N40 LFN 2004,  ob der Film eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstelle. In einer Presseerklärung hieß es allerdings, dass der Film entgegen aller Spekulationen nicht verboten werden solle. Nach Aussagen des amtierenden Leiters für Unternehmensangelegenheiten, Caesar Kagho, habe der Vorstand der Behörde „Half of the Yellow Sun“ pflichtgemäß auf den Artikel 36 hin überprüft, sei jedoch zu einem negativen Ergebnis gelangt.

Diskussionen und Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg gelten als delikat und werden häufig von der nigerianischen Regierung unterdrückt. Die Autorin der Romanvorlage,  Chimanda Ngozi Adichi, äußerte schon mehrfach Kritik an der Darstellungsweise der historischen Sachverhalte seitens der Regierung. Im Zusammenhang mit der Verzögerung des Filmstarts von „Half of a Yellow Sun“ in Nigeria beschrieb sie die Nigerianer_innen als ein sehr gebildetes Publikum. Darüber hinaus stellt sie fest, dass ohne die Politisierung seitens der Zensurbehörde vermutlich niemand Einwände gegen die Literaturverfilmung erhoben hätte.

Bisher hat der kontrovers diskutierte Film in Großbritannien, den USA und Neuseeland 280 Millionen Dollar eingespielt. Angesichts der Tatsache, dass Drehbuch, Regisseure und Produzenten aus Nigeria stammen, wird dort mit einem sogar noch größeren Zuspruch gerechnet. Schon jetzt erklären Schätzungen „Half of a Yellow Sun“ zum wohl erfolgreichsten Film in der Geschichte des Landes.

Sarah Hammerl

Judith Barth

 

 

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