Mathieu Kérékou, gemischte Erinnerungen an ein politisches Mysterium

Mathieu Kérékou, gemischte Erinnerungen an ein politisches Mysterium

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„Es gibt Tote, die das Gewicht einer Feder besitzen, andere hingegen das Gewicht eines Berges.“, (Ali Houdou, ehemaliger Minister Benins). Die Todesnachricht des früheren Präsidenten Benins hat viele erschüttert. Vom kommunistischen Despoten bis hin zum Demokraten formte Mathieu Kérékou die politische Landschaft jenes kleinen Landes. Für viele ein Verlust.

Foto: President Thomas Boni Yayi of Benin (left) congratulated by former President Mathieu Kérékou during the handing over of power ceremony. Von USAID photo, Wikimedia Commons, CCO Public Domain

Mathieu Kérékou, der frühere Präsident von Benin, verstarb er am Mittwoch im Alter von 82 Jahren. Damit geht eine langjährige politische Ära zu Ende. Insgesamt 28 Jahre lang regierte das Staatsoberhaupt, ehe er am 6. April 2006 dem aktuellen Präsidenten Boni Yayi die Führung des Landes übergab.

Am 2. September 1933 in Kouarfa geboren, gelangte Kérékou nach einer militärischen Ausbildung als Chef des Generalstaabes 1972 durch einen militärischen Putsch an die Regierungsmacht. Nach zwei Jahren etablierte er den Marxismus-Leninismus innerhalb seines Landes. Aus dieser Ideologie heraus schöpfte er seine politischen Richtlinien, um das zu dem Zeitpunkt noch Dahomey genannte Land im Jahr 1975 zur Volksrepublik Benin auszurufen. Als Autokrat regierte Kérékou mit eiserner Hand, trotzdem zeigt er eine gewisse Adaptationsfähigkeit und beugte sich den Forderungen seiner Bevölkerung sowie verschiedener Umstände.

Zu Lebzeiten hatte man dem ehemaligen Präsidenten den Spitznamen Chamäleon gegeben, was seine mehrfachen ideologischen Umschwünge passend illustrierte. Denn sowohl seine politische Ausrichtung als auch seine persönlichen religiösen Ansichten wurden im Laufe seines Lebens konträr. Doch trotzdem wird Kérékou in die Geschichte eingehen: als ein Vorreiter demokratischer Übergänge in Afrika.

Bis 1989 hielt Kérékou an seinen marxistisch-leninistischen Vorstellungen fest. Von diesen musste er sich jedoch nach fast 18 Jahren verabschieden: Denn der deutsche Mauerfall und der Zusammenbruch der Sowjetunion blieb auch in Benin nicht unbemerkt. Kommunismus sollte bald Vergangenheit werden. Nach monatelangen Protesten, Druck von diversen Seiten sowie neuen ökonomischen Herausforderungen bereitete Kérékou der von ihm etablierten Einheitspartei ein Ende. Darüber hinaus rief er eine Nationalkonferenz hervor. Diese aus Repräsentanten der Opposition und der Zivilgesellschaft zusammengesetzte für Afrika einzigartige Versammlung sollte, Anfang der 1990er Jahre, die Grundlagen der neuen Ordnung Benins definieren. Kérékou erkannte seine Fehler an und beugt sich den Entscheidungen der Nationalkonferenz. Eigene Überzeugung? Opportunismus, oder doch Pragmatismus? Zumindest erfolgte unter ihm zu postkolonialen Zeiten der Wechsel von einem Ein-Parteien-System zu einem Mehrparteiensystem. Überdies übernahm er die Ausarbeitung einer neuen Verfassung. Gleichwohl verlor er während der ersten pluralistischen Wahlen gegen Nicéfore Soglo und zog sich daraufhin resigniert zurück.

Zu diesem Zeitpunkt wendete sich Kérékou dem spirituellen Leben zu, kehrte dann aber 1996, zur Martkwirtschaft und liberaler Demokratie konvertiert, auf die politische Bühne zurück. Er gewährleistete die Gewaltentteilung und ließ eine sich langsam einstellende Politikverdrossenheit durch eine neue nie dagewesene Pressefreiheit schwinden. Nach zehn Jahren lief 2006 seine zweite Mandatszeit ab, sein Alter und das Grundgesetz verboten ihm eine dritte. Entgegen anderer afrikanischer Machthaber akzeptierte Kérékou jene Tatsache und verbrachte als evangelischer Pastor seine letzten Jahre. Was übrig bleibt, ist sein Schatten, der weiterhin über der Politik schwebt, und ein Gefühl des Stolzes.

Sein stets mit dunkler Sonnenbrille bekleidetes Gesicht ruft heute bei den Bürgern sowohl alte Gefühle der Angst als auch des Respekts hervor. Es ist ein gemischtes Bild, welches er von sich hinterlässt, infolgedessen er als Symbol für Turbulenzen und drastischen Veränderungen in Erinnerung bleiben wird. Er war ein lebendes Rätsel, nichtsdestotrotz verdankt er die ausgerufene einwöchige Staatstrauer um ihn seinen revolutionierenden Umwälzungen. Ein großer Politiker hat sich verabschiedet.

Léa Glasmeyer

Foto: President Thomas Boni Yayi of Benin (left) congratulated by former President Mathieu Kérékou during the handing over of power ceremony. Von USAID photo, Wikimedia Commons, CCO Public Domain

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